Ergänzung zu Antivirale Substanzen – Stand der klinischen Studien/Remdesivir
Im New England Journal of Medicine berichteten Beigel et al. (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2007764) kürzlich im Rahmen eines „Preliminary Report“ über ihre randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie zum Einsatz von Remdesivir bei COVID-19-Patienten mit Krankheitsmanifestationen im unteren Respirationstrakt.
Insgesamt wurden 1.069 Patienten in die Studie einbezogen. Die Entblindung erfolgte vorzeitig, da ein unabhängiges Monitoring-Board signifikante Vorteile der Remdesivir-Gruppe im Hinblick auf die mittlere Zeitdauer bis zur Genesung beobachtet hatte. Die veröffentlichten vorläufigen Daten (Studie läuft noch) bezogen sich auf 1.059 Patienten (538 in der Remdesivir-Gruppe, 521 in der Placebo-Gruppe). Bei der Remdesivir-Gruppe betrug die mittlere Zeitdauer bis zur Genesung 11 Tage, bei der Kontrollgruppe 15 Tage. Die Remdesivir-Gruppe hatte am Tag 15 einen signifikant besseren mittleren Krankheits-Score als die Kontrollgruppe. Die Letalität zum Zeitpunkt 14 Tage nach Behandlungsbeginn betrug 7,1 % für die Remdesivir-Gruppe vs. 11,9 % für die Kontrollgruppe. Allerdings profitierten nicht alle Subgruppen gleichermaßen von der Anwendung der Substanz. So war die Unterschied zwischen der Remdesivir-Gruppe und der Kontrollgruppe am größten bei Patienten, die eine Sauerstoff-Behandlung bekamen, aber noch nicht mechanisch beatmet wurden und am geringsten bei den Patienten, die sich bereits unter mechanischer Beatmung befanden. Da die Substanz gegenwärtig nur in sehr begrenzten Mengen verfügbar ist und im Rahmen des Härtefall-Einsatzes möglicherweise nur für bei den am schwersten erkrankten Patienten angewendet wird, ist es ein wichtiger Hinweis, dass der Einsatz von Remdesivir nach diesen Ergebnissen am erfolgversprechendsten bei Patienten ist, die sich noch nicht in der mechanischen Beatmung befinden.
Die Studie zeigt aber auch anhand der noch relativ hohen Letalität in der Remdesivir-Gruppe, dass voraussichtlich ein einzelnes Virostatikum wohl nicht ausreichen wird, um tödliche Verläufe bei COVID-19 zu verhindern.