Einnahme von Hydroxychloroquin als Postexpositionsprophylaxe nicht besser als Placebo

Ergänzung zu Antivirale Substanzen – Stand der klinischen Studien/​Hydroxychloroquin

Nachdem die therapeutische Wirksamkeit von Hydroxychloroquin in randomisierten Studien nicht belegbar war, stand noch immer die Frage im Raum, ob die Substanz eventuell als Prophylaxe geeignet sei, um nach einer Risikoexposition die Erkrankung an COVID-19 zu verhindern.

Zu dieser Fragestellung wurde im August 2020 im New England Journal of Medicine eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie veröffentlicht (Boulware et al., New England Journal of Medicine, 2020 [https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2016638?query=featured_home]). Probanden waren insgesamt 821 Personen, die in ganz Nordamerika und Kanada rekrutiert worden waren, und die ungeschützte Risikokontakte zu laborbestätigten COVID-19-Patienten hatten (z. B. Haushaltskontakte, Krankenhauskontakte). Diese erhielten innerhalb von 4 Tagen nach der Exposition nach einem Zufallsalgorithmus entweder Hydroxychloroquin (800mg + 600mg am Tag 1, je 600mg an den Tagen 2-5) oder ein Placebo verabreicht. Endpunkt war das Auftreten einer laborbestätigten oder den Fallkriterien entsprechenden COVID-19-Symptomatik. Beide Gruppen waren in ihren demographischen und klinischen Daten vergleichbar. Insgesamt erkrankten 107 Probanden an einer COVID-19-kompatiblen Symptomatik. In der Hydroxychloroquin-Gruppe erkrankten 11,8 % der Probanden, in der Kontrollgruppe 14,3 %. Die Differenz war statistisch nicht signifikant. Die Autoren schlussfolgern, dass Hydroxychloroquin bei frühzeitiger Gabe nach einem Risikokontakt den Ausbruch der Infektion nicht verhindern kann. Eine Schwäche der Studie ist es, dass aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Labortests in den USA zum Zeitpunkt der Durchführung der Studie die meisten der aufgetretenen COVID-19-Fälle nicht laborbestätigt wurden.