Die bereits vorliegenden Fallberichte und Studienergebnisse zeigen eindringlich, wie wichtig ein ONE Health – Ansatz bei der Bewältigung der Pandemie ist.
Es ist nach den gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen davon auszugehen, dass SARS-CoV-2 von infizierten Menschen auf bestimmte Tierspezies übertragen werden kann. Auch untereinander können sich die Tiere anstecken.
Bislang wurden SARS-CoV-2-Infektionen vor allem bei Karnivoren aus drei Familien nachgewiesen: Canidae (Hunde), Felidae (Katzen) und Mustelidae (Marder, Frettchen, Nerze). Surveillance-Untersuchungen zur Klärung der Suszeptibilität für SARS-CoV-2 sind daher bei weiteren Tierarten (Haustiere, Nutztiere und Wildtiere) nötig. Zahlreiche Studien sind in verschiedenen Ländern hierzu bereits durchgeführt worden oder angelaufen (siehe Kapitel Übertragung auf und vom Tier (Studien)). Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen kann die Beteiligung eines tierischen Reservoirs an der Pandemie nicht völlig ausgeschlossen werden, eine hohe Durchseuchung von Wildtieren wurde jedoch bislang jedoch nicht entdeckt.
Die Rolle von Haustieren als Reservoire von Infektionserregern, die auch Nutztieren gefährlich werden können, ist grundsätzlich vor allem bei Hunden und Katzen bekannt. Daher war es auch so wichtig, zu untersuchen, ob infizierte Haustiere als (permanente) Reservoire von SARS-CoV-2 für Menschen dienen können. Es deutet allerdings derzeit nichts darauf hin, dass Hunde oder Katzen trotz ihrer nachgewiesenen Suszeptibilität eine nennenswerte Rolle bei der Verbreitung des Virus in der gegenwärtigen Pandemie spielen (siehe entsprechende Kapitel). Relevant für die Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 ist (bis auf Einzelfälle, z.B. bei der Übertragung von Nerzen auf Menschen) die Übertragung von Mensch zu Mensch via Tröpfcheninfektion und Aerosole.
Die Miteinbeziehung von Haustieren in die Untersuchungen zu SARS-CoV-2 zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist auch nach tierischen Wirten zu suchen. So konnte auch für die britische Variante bestätigt werden, dass sie Artbarrieren überwinden kann. Die Ziele der Einbeziehung von Haustieren in die Untersuchungen zu SARS-CoV-2 bestehen darin, mehr über die Übertragung von SARS-CoV-2 zwischen Menschen und Menschen zu erfahren, die möglichen Auswirkungen des Virus auf die Tiergesundheit zu eruieren und vor allem auch, herauszufinden, ob bestimmte (Haus-) Tiere ein Reservoir für das Virus sein können. Es ist wichtig ausschließen zu können, dass Haustiere an den Virus-Übertragungszyklen (inklusive den Mutanten/Varianten) beteiligt sein könnten.
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass von den infizierten Haustieren (Hunde und Katzen) lediglich ein Viertel leichte (Covid-19 ähnliche) Symptome zum Zeitpunkt des positiven Nachweises des Halters zeigten. Die Symptome verschwanden jedoch wieder ohne Therapie.
In Deutschland wurde im Sommer 2020 bereits eine Meldepflicht für Infektionen mit SARS-CoV-2 bei Haustieren eingeführt. Seitdem wurde SARS-CoV-2 bei drei Hunden und seien drei Fälle bei Hunden und vier Katzen gemeldet worden. Weltweit wurden etwa 90 Fälle bei Katzen und etwa 60 Fälle bei Hunden gemeldet (Stand April 2021).
Empfehlungen:
Es wird empfohlen, dass infizierte Besitzer von Haustieren den allzu engen Kontakt mit ihren Haustieren und anderen Tieren vermeiden. „Gassi-Gänge“ sollten kurz gehalten werden und die Hunde dabei nur an der Leine geführt werden. Ist ein Haustierbesitzer an COVID-19 erkrankt, sollte die Pflege des Haustiers von einer anderen Person im Haushalt wahrgenommen werden. Hierzu ist es zielführend, sich im Vorfeld Gedanken über eine Notfallbetreuung für das Tier zu machen. Ist das nicht möglich, sind die gleichen Vorsichtsmaßnahmen, wie sie bereits für den Mensch-zu-Mensch-Kontakt vorgegeben sind, einzuhalten: möglichst im Haus bleiben, Mund-/Nasenschutz verwenden (natürlich nur beim Halter!), persönliche Hygienemaßnahmen etc. Obwohl derzeit noch wenige (experimentelle) „Tier-zu-Tier“-Übertragungen bestätigt sind, ist ein nachweislich an einer SARS-CoV-2-Infektion erkranktes Haustier von anderen Haustieren fernzuhalten. Ähnliches gilt für den Kontakt von infizierten Haustieren und Nutztieren. Ist der Halter infiziert und muss in Quarantäne, sollte das Haustier ebenfalls in häuslicher Quarantäne bleiben. Entsprechende Hygienemaßnahmen (Händewaschen o.ä.!) sind auch grundsätzlich beim sonstigen Umgang mit Tieren nötig.
Die Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta (CDC) empfehlen,
- den Kontakt von Haustieren und Menschen außerhalb des Haushalts zu minimieren,
- Katzen zur Kontaktvermeidung mit anderen Menschen oder Tieren im Haus zu lassen (wenn möglich),
- Hunde strikt an der Leine zu führen, um Abstand zu anderen Menschen und Tieren zu gewährleisten,
- Hundewiesen oder Parks zu meiden, wo viele Hunde und Menschen zusammenkommen.