SARS-CoV-2 bei Katzen

SARS bei Katzen © Pexels Ihsan Aditya

Es lagen bereits im März/April 2020 zwei Meldungen von SARS-CoV-2-Infektionen bei Katzen vor: Die in Belgien infizierte Katze zeigte gastrointestinale Symptome mit Erbrechen und Durchfall sowie eine erschwerte Atmung. Bei der in Hongkong nachweislich infizierten Katze (mehrere PCR-positive Abstriche, nasal, oral und rektal) zeigte sich keinerlei Symptomatik. Sie wurde dennoch unter Quarantäne gestellt, da der Halter bestätigt an COVID-19 erkrankt war. Zudem wurden die Hygienemaßnahmen verstärkt. Beide, Halter und Katze, wurden in der Folge negativ getestet und waren schließlich symptomfrei. Am 17.04.2020 wurde berichtet, dass zwei Katzen mit COVID-19-ähnlicher Symptomatik in verschiedenen Bezirken von New York (USA) positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. In einem Fall hatte der Halter eine bestätigte COVID-19-Erkrankung, im zweiten Fall war die Katze ein Freigänger und es bestanden bestätigte COVID-19-Infektionen bei Personen in der Nachbarschaft. Die Symptomatik bei den Katzen war mild und umfasste Augenausfluss und gelegentliches Niesen. Beide Katzen erholten sich recht schnell. Am 02.05.2020 wurde auch in Paris eine Katze positiv getestet, die wohl von Ihrem Besitzer angesteckt worden war. Sie zeigte lediglich milde respiratorische und gastrointestinale Symptome. Am 08.05.2020 wurde bestätigt, dass in Spanien (Barcelona, Katalonien) eine Katze positiv getestet wurde, nachdem auch ihr Halter ein positives PCR-Ergebnis auf SARS-CoV-2 erhalten hatte. Negrito, so der Name der Hauskatze, starb zwar gemäß Autopsie-Bericht aufgrund einer Vorerkrankung, SARS-CoV-2 wurde jedoch ebenfalls mittels PCR nachgewiesen. Am 13.05.2020 wurde auch eine Katze in Deutschland (Bayern) positiv für SARS-CoV-2 getestet. Der Halter, der in einem Altenheim lebte, war zuvor an COVID-19 verstorben. Die Katze zeigte keinerlei Symptomatik. Ebenfalls am 13.05.2020 wurde aus Frankreich eine Katze als SARS-CoV-2 positiv gemeldet, die mutmaßlich von ihrem Halter angesteckt worden war und respiratorische Probleme entwickelte. Dies war somit der zweite Bericht aus Frankreich, diesmal aus Bordeaux. In den Niederlanden wurden Mitte Mai 2020 bei drei Katzen Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen, die sich in den Nerzfarmen mit den bestätigten Fällen aufhielten (siehe: SARS-CoV-2 in Nerzfarmen). Am 27.05.2020 wurde auch aus Russland eine infizierte Katze gemeldet. Sie wurde unverzüglich unter Quarantäne gestellt. Ebenfalls Ende Mai 2020 wurde ein Fall einer asymptomatischen, aber positiv getesteten Katze aus Spanien publiziert. Dies bedeutete den zweiten bestätigten Fall aus Spanien. Aus den USA (Minnesota) wurde am 03.06.2020 gemeldet, dass eine Katze von ihrem Halter angesteckt wurde, kurzzeitig Symptome im oberen Respirationstrakt entwickelte, sich jedoch schnell wieder erholte. In Großbritannien wurde am 21.07.2020 eine Katze SARS-CoV-2-positiv gemeldet. Es war dies der erste Fall einer SARS-CoV-2-Infektion, der in Großbritannien bei einem Tier festgestellt wurde. Die Katze war von ihrem Halter angesteckt worden und zeigte nur leichte respiratorische Symptome. Beide, das Tier wie sein Halter, waren kurz danach wieder wohlauf. Eine zweite Katze im gleichen Haushalt wurde negativ getestet. Am 24.07.2020 wurde erneut aus Hongkong eine positiv getestete Katze gemeldet, deren Halter an COVID-19 erkrankt war. Die Katze zeigte keinerlei Symptomatik. In Texas (USA) wurden am 06.08.2020 zwei Katzen SARS-CoV-2-positiv getestet. Auch aus Chile wurde im Oktober 2020 der Nachweis von SARS-CoV-2 bei einer Katze (bei Nasenabstrichen und im Kot) mittel PCR bestätigt. Einige Tage später fand sich die RNA auch bei zwei weiteren Katzen des Haushaltes. Die Katzen schieden das Virus 4-16 Tage aus. Auch bei diesen Fällen wurde von einer Mensch zu Tier Infektion ausgegangen. Die Katzen wurden etwa 5 Tage, nachdem sich bei den beiden Haltern COVID-19 Symptome zeigten, initial untersucht. Aus Brasilien wurde am 29.10.2020 eine SARS-CoV-2 positiv getestete Katze gemeldet. Die Katze zeigte keinerlei Symptome. Ein Hund, der im gleichen Haushalt lebte, wurde jedoch negativ getestet. Auch in diesem Fall wird von einem Kontakt mit einem infizierten Menschen ausgegangen. Am 17.11.2020 wurde eine Katze in Wisconsin (USA) positiv getestet. Sie zeigte Symptome wie Lethargie, Niesen, Keuchen etc., hat sich aber schnell wieder erholt. Aus den USA (Texas) wurden am 15.11.2020, 20.11.2020 und 18.12.2020 SARS-CoV-2 Infektionen bei Katzen gemeldet. Die jeweiligen Halter waren zuvor ebenfalls positiv getestet worden. Die Katzen zeigten keinerlei Symptomatik. Bei den positiv getesteten Katzen vom 20.11.2020 zeigte eine der beiden betroffenen Katzen leichte Symptome wie Niesen und Husten. In Zürich (Schweiz) wurde ein Kater am 03.12.2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Auch in diesem Fall waren die Halter bereits mittels PCR positiv auf das Virus getestet worden. Der Kater zeigte respiratorische Symptome, Niesen, Inappetenz bis Apathie. Am 14.01.2021 wurde bei einer Katze in St. Petersburg (Russland) SARS-CoV-2 nachgewiesen. Die genetische Untersuchung des Virusstamms ergab, dass es sich um die gleiche Variante handelt, die auch bei Menschen in der Region zu finden ist. Die Tierhalter zeigten zuvor milde COVID-19 ähnliche Symptome. Aufgrund der genetischen Übereinstimmung der beim Halter und bei der Katze isolierten Viren wird davon ausgegangen, dass die Halter die Katze angesteckt haben. Die Katze zeigte eine erhöhte Körpertemperatur, wurde apathisch und litt unter Appetitlosigkeit. Mittlerweile hat sich die Katze jedoch erholt. Aus Südkorea wurde am 25.01.2021 der erste Fall eines SARS-CoV-2 positiven Haustiers gemeldet. In Jinju (Provinz  Gyeongsangnam-do) fiel der Test einer Katze positiv aus, die in eine Tierpension gebracht werden sollte, nachdem ihr Halter an COVID-19 erkrankt war. In der Schweiz (Walenstadt, St. Gallen) wurde am 28.01.2021 eine Katze positiv getestet, nachdem ihr Halter an COVID-19 erkrankt war. Ebenfalls aus der Schweiz (diesmal Zürich) kam am 31.01.2021 eine weitere Meldung einer positiv getesteten Hauskatze mit der gleichen Konstellation, nämlich der Untersuchung der Hauskatze auf SARS-CoV-2 im Zuge einer Erkrankung des Halters mit COVID-19. In Argentinien (Santiago del Estero) wurden im Januar 2021 mehrere Katzen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Die Untersuchung erfolgte im Zusammenhang mit der COVID-19 Infektion des jeweiligen Halters. Die Tiere zeigten keine Symptomatik. In einem weiteren Fall in Banda (ebenfalls Santiago del Estero) wurden gleich 14 Katzen und 2 Hunde positiv getestet. Eine der Katzen hatte gerade Nachwuchs mit 7 Kätzchen. Die Tiere zeigten keinerlei Symptome. In allen Fällen konnte der Kontakt mit Personen bestätigt werden, die an COVID-19 erkrankt waren. Am 10.02.2021 wurde aus Lettland über einen Fall einer SARS-CoV-2 positiv getesteten Katze berichtet. Im Rahmen einer Studie wurden Katzen von Haltern, die an COVID-19 erkrankt waren, mit getestet. Eine zweite Katze im gleichen Haushalt blieb interessanterweise negativ. Am 11.03.2021 folgte die Meldung, dass eine Katze in Estland (Tallinn) Ende Februar 2021 mittels PCR positiv getestet wurde. Die Katze zeigte Symptome wie Niesen, Husten und Erbrechen. Sie lebte in einem Haushalt mit einem Halter, bei dem SARS-CoV-2 im Vorfeld bestätigt wurde. Der Halter hat zuvor ähnliche Symptome sowie Fieber und Verlust des Geschmacksvermögens beklagt. Mittlerweile ist die Katze wieder symptomfrei.

Am 15.03.2021 wurde die britische Variante B.1.1.7 auch bei einem Hund und einer Katze mittels „whole genome sequencing“ bestätigt. Beide Tiere leben im gleichen Haushalt eines zuvor als SARS-CoV-2 positiv bestätigten Halters in Texas. Bei dem Hund handelt es sich um einen schwarzen Labradormischling, bei der Katze um eine gewöhnliche Kurzhaar-Hauskatze. Die Tiere zeigten bis auf ein gelegentliches Niesen keine weiteren Symptome. Beide Haustiere sind wieder vollständig genesen. In Italien (Piemont, Novara) wurde Mitte März 2021 bei einer Katze die Variante B.1.1.7 ebenfalls gefunden. Die Katze zeigte deutliche klinische Symptome wie Atemschwierigkeiten, akute Dyspnoe, Rasseln, Schnarchen und beidseitiger Nasenausfluss. Nach 5 Tagen waren alle Symptome (bis auf das Schnarchen) verschwunden. Auch in diesem Fall wurde die Katze vom Halter infiziert.

Im Mai 2021 folgte ein Bericht aus Uruguay (Montevideo) über die Infektion von Katzen mit SARS-CoV-2. Die bereits im Februar 2021 bestätigte Infektion betraf einen 3 Jahre alten Kater ohne klinische Symptomatik. Die Untersuchung wurde aufgrund einer nachgewiesenen COVID-19 Infektion beim Halter initiiert. Ein Hund aus dem gleichen Haushalt blieb im PCR-Test jedoch SARS-CoV-2 – negativ. Eine weitere Infektion bei einer Katze in Montevideo wurde ebenfalls bereits im Februar 2021 bestätigt, gelangte jedoch im Mai 2021 erst zur Meldung. Hierbei war ein einjähriger kastrierter Kater betroffen. Er zeigte keinerlei Symptomatik. Auch in diesem Fall bestätigten sich wieder die gleichen Bedingungen wie bislang in nahezu allen Fällen: Der Halter wurde positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Der PCR Test einer weiteren Katze im gleichen Haushalt fiel jedoch negativ aus.

Studienergebnisse aus dem Jahr 2021 ergaben, dass Haustiere mit der Alpha-Variante von SARS-CoV-2 infiziert sein können. Diese Variante war in Südostengland zum ersten mal aufgetaucht und war fortan als B.1.1.7 – Variante bekannt. In zwei Katzen und einem Hund konnte die Variante molekularbiologisch nachgewiesen werden. Die Haustiere zeigten eine Myokarditis. Die Tierhalter hatten zuvor respiratorische Symptome entwickelt.

In Hong Kong (China) sind im Februar 2022 mehrere Katzen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Sie lebten in einem Haushalt mit einem bestätigten SARS-CoV-2 positiven Halter.

Fazit: Nach derzeitigem Stand finden sich weltweit einige Nachweise von SARS-CoV-2 Infektionen (inklusive der Variante B.1.1.7) bei Katzen (siehe https://doi.org/10.3201/eid2702.203884 und https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-09/esoc-sss091720.php). In allen Fällen wurden die Katzen von ihren Haltern angesteckt (Reverse Zoonose), selten zeigte sich auch eine ausgeprägte Symptomatik. Theoretisch besteht auch ein Übertragungsrisiko von infizierten Katzen auf den Menschen. Tatsächlich belegte Fälle gibt es jedoch nicht.

Der Einfluss dieses Übertragungswegs auf das Infektionsgeschehen bei der Pandemie ist aber als gering einzustufen. Präventionsmaßnahmen sind dennoch indiziert. Um das bestehende Risiko zu minimieren, dass ein Halter seine Hauskatze ansteckt, sollte der allzu enge Kontakt vermieden werden. Insbesondere bei einer bestätigten Infektion des Halters kann der  Kontakt ansonsten zu einer Infektion der Katze führen. Katzen sollen, wenn möglich, im Haus bleiben. Von der Idee, den Katzen Masken anzuziehen, wird (aus verschiedenen Gründen) abgeraten. Ebenso sollten Desinfektionsprodukte jeglicher Art nicht direkt an den Tieren angewandt werden.

Zum Umgang mit Haustieren während der Pandemie geben die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) nützliche Informationen: https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/daily-life-coping/pets.html.

Zur Infektion von Katzen siehe auch: https://doi.org/10.3201/eid2702.203884