Zink ist ein essentielles Spurenelement, das für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper und auch für das Funktionieren des Immunsystems benötigt wird. Ein Mangel an Zink führt zu erhöhter Infektanfälligkeit. Ein erwachsener Mann benötigt 11-15 mg Zink pro Tag, eine Frau zwischen 7 und 10 mg. Zink kommt vor allem in tierischen Lebensmitteln vor, ein Zinkmangel ist in Deutschland selten. Im Zusammenhang mit Infektionen durch RNA-Viren kann Zink eine besondere Rolle spielen. Die Erhöhung der intrazellulären Konzentration an Zink durch Ionophore, die das Spurenelement durch die Zytoplasmamembran transportieren, kann die Replikation einer Reihe von RNA-Viren, u.a. Poliovirus und Influenzavirus inhibieren. Te Velthuis et al. konnten in einer 2010 in PLOS Pathogens veröffentlichten Arbeit (https://journals.plos.org/plospathogens/article?id=10.1371/journal.ppat.1001176) nachweisen, dass Zink in vitro die RNA-abhängige RNA-Polymerase des SARS-Coronavirus hemmt. Dieses Enzym benötigt das Virus zur Replikation seiner Plusstrang-RNA sowie zur Transkription der subgenomischen Leserahmen für seine Proteine. Um Zink in das Innere der Zelle zu bringen, bedarf es eines Ionophors, das im experimentellen Ansatz in der Zellkultur zusammen mit Zink zugefügt werden muss. Interessanterweise hat Chloroquin/Hydroxychloroquin eine solche Ionophor-Funktion (Xue et al., PLOS One, 2014 [https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0109180]). Dies ist einer der Mechanismen, über die Chloroquin in vitro SARS-CoV-2 hemmen kann. Als Zink-Ionophore wirken ebenfalls die pflanzlichen Polyphenole Quercetin und das im grünen Tee reichlich vorkommende Epigallocatechin (Dabbagh-Bazarbachi et al., Agric Food Chem, 2014; [https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25050823/]).
Was kann man schlussfolgern? Es gibt keine klinischen Studien über den Effekt von Zink oder von Zink in Verbindung mit Ionophoren bei COVID-19, auch keine entsprechenden In-vitro-Studien an SARS-CoV-2. Eine Wirkung der prophylaktischen Einnahme von Zink in Kombination mit einem Ionophor, wie z. B. Quercetin, wie es verschiedentlich empfohlen wird, ist spekulativ und bisher nicht durch klinische Daten belegt. Es liegt allerdings nahe, dass auch die RNA-abhängige RNA-Polymerase von SARS-CoV-2 in ähnlicher Weise durch Zink gehemmt wird wie die von SARS-CoV. Ein Zinkmangel könnte daher den Verlauf einer COVID-19-Infektion negativ beeinflussen.