Über die Immunantwort bei asymptomatischen SARS-CoV-2-Infizierten ist wenig bekannt. Aus den Erfahrungen mit SARS-CoV und MERS-CoV wird davon ausgegangen, dass eine Infektion mit diesen Viren eine mehrjährig nachweisbare Immunantwort hinterlässt. Eine in Nature Medicine veröffentlichte Studie aus Chongqing (China) vergleicht anhand von 37 asymptomatischen SARS-CoV-2-Infizierten deren klinische und immunologische Charakteristika mit einer gematchten Vergleichsgruppe von COVID-19-Patienten mit milden Symptomen (https://www.nature.com/articles/s41591-020-0965-6). Dabei fanden sie heraus, dass die asymptomatisch Infizierten das Virus signifikant länger ausschieden als die symptomatische Vergleichsgruppe. Außerdem entwickelte die asymptomatische Gruppe im Mittel signifikant niedrigere Antikörperspiegel. In der asymptomatischen Gruppe verloren 40 % der Probanden in der frühen Konvaleszenzphase die messbaren IgG-Antikörperspiegel, in der symptomatischen Gruppe waren es nur 12,9 %. Auch die neutralisierenden Antikörper nahmen bei mehr Individuen deutlich ab, als in der Vergleichsgruppe. Die Studie weckt Zweifel an der Nachhaltigkeit der Immunität nach einer asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektion. Im Zusammenhang mit der Frage von sogenannten Immunitätspässen könnte dies eine relevante Erkenntnis sein. Im Übrigen hatte auch ca. ein Drittel der asymptomatischen Patienten radiologische Lungenveränderungen, die zu COVID-19 kompatibel waren.