Es geht eine zunehmende Gefahr von nicht wirtsspezifischen Krankheitserregern aus, die von Tieren über Lebensmittel, Wasser, Vektoren (z.B. Stechmücken, Zecken etc.), beim Kontakt mit Haustieren oder durch Kontakt mit einer kontaminierten Umgebung auf den Menschen übertragen werden können. Die Übertragung von Krankheitserregern vom Tier auf den Menschen ist daher von großer Bedeutung. Solche Infektionskrankheiten werden unter dem Begriff „Zoonosen“ subsumiert.
60 % aller humanpathogenen Erreger sind Zoonose-Erreger. 70% aller in den letzten 30 Jahren neu bzw. vermehrt auftretenden Erkrankungen des Menschen haben einen Zoonosecharakter. 70% der neu auftretenden Erkrankungen der Tiere haben wiederum ihren Ursprung in Wildtieren. Insbesondere Fledertiere sind im Fokus der Untersuchungen, sind sie doch Wirte und Reservoire von Viren mit Potential, auch beim Menschen zu Krankheitsbildern zu führen.
Die Weltbevölkerung wächst stetig weiter. Die Interaktionen von Menschen , Tieren und Umwelt werden daher immer weiter zunehmen. Der enge Kontakt von Menschen zu Tieren ermöglicht bzw. erleichtert die Übertragung von infektiösen Mikroorganismen, darunter pathogene Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Die enorme Mobilität von Menschen, Lebensmitteln, Tieren, Pflanzen und sonstigen Gütern begünstigt überdies die schnelle Ausbreitung solcher pathogenen Mikroorganismen über weite Räume.
Der Begriff „Zoonose“ wird üblicherweise verwendet, um Krankheiten zu beschreiben, deren Erreger von Tieren auf Menschen übertragen werden, bezieht sich aber auch auf den umgekehrten Übertragungsweg von Menschen auf Tiere. Während der Begriff hinsichtlich des Übertragungswegs von Tier zu Mensch noch mit dem Terminus „Anthropozoonose“ präzisiert werden kann, bezieht sich der Begriff „Zooanthroponose“ auf den Übertragungsweg von Mensch zu Tier. Die letztgenannten Begriffe werden jedoch häufig inkonsistent verwendet und sind nicht allgemein bekannt.
Der Begriff „Reverse Zoonose“ bezieht sich auf eine tierische Infektionserkrankung, bei der ein Erreger vom Menschen auf das Tier übertragen wurde. Durch die Verwendung des Begriffes Reverse Zoonose können unseres Erachtens andere künstlich klingende Wortkombinationen vermieden werden.
Es gibt zahlreiche Beispiele von Mikroorganismen, die von Mensch zu Tier übertragen werden. Für Hepatitis-A- und -E-Viren, Masern, das humane Metapneumovirus, Influenzaviren, Rotaviren, Adenoviren, Astroviren, Enteroviren und Noroviren ist dies bekannt, und auch für Bakterien und Parasiten sind Reverse-Zoonose-Fälle häufiger beschrieben (z. B. für Giardien, Kryptosporidien).