Krankheits­verlauf bei hospi­tali­sierten COVID-19-Patienten

Verlauf bei hospitalisierten Patienten © Pexels Vidal Balielo jr.

Eine Studie, die am 22. April in der US-Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurde, beschreibt die klinischen Charakteristika und den Verlauf (Outcome) bei 5.700 Patienten, die mit Labor-bestätigter COVID-19-Diagnose zwischen dem 1. März und 4. April in 12 New Yorker Krankenhäusern hospitalisiert wurden (Richardson et al., JAMA, 2020 [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7177629/]). Das mittlere Alter der Patienten betrug 63 Jahre. 39,7 % waren weiblichen, 60,3 % männlichen Geschlechts. Die relevanten Vorerkrankungen wurden angegeben mit Bluthochdruck bei 56,6 %, Adipositas bei 41,7 % und Diabetes bei 33,8 % der Patienten, was sehr deutlich über dem Vorkommen dieser Begleitkrankheiten in der Normalbevölkerung New Yorks liegt und sie als Risikofaktoren für COVID-19 ausweist. Insgesamt brauchten 1.151 Patienten (20,2 %) eine mechanische Beatmung. Der Outcome wurde aufgeschlüsselt für insgesamt 2.634 Patienten, die zum Zeitpunkt der Auswertung (4.4.2020) einen Endpunkt der Behandlung erreicht hatten, nämlich entweder verstorben oder aus dem Krankenhaus entlassen worden waren. Der Rest der Patienten befand sich zu diesem Zeitpunkt weiter in stationärer Behandlung. Von den Patienten, die zum Auswertezeitpunkt einen Endpunkt erreicht hatten (n=2.634), waren 373 auf der Intensivstation behandelt und 320 mechanisch beatmet worden. Von diesen waren 38 (3,3 %) aus der Krankenhausbehandlung entlassen worden, 282 (24,5 %) waren verstorben. Die Letalität unter den 320 beatmeten Patienten betrug in der Altersgruppe der 18-65jährigen 76,4 %, in der Altersgruppe über 65 Jahre 97,2 %. Die Letalität der nicht beatmeten Patienten betrug für diese Altersgruppen 19,8 % bzw. 26,6 %. Unterhalb des Lebensalters von 18 Jahren wurde kein Todesfall beobachtet.

Die Studie ist sicher nicht repräsentativ für andere Länder, da immer die Besonderheiten der jeweiligen Versorgungssituation mit einfließen. Dabei spielen Besonderheiten der Klientel, medizinische Ausstattung, Behandlungsmethoden, aber auch die Testverfügbarkeit im Vorfeld eine Rolle. Bei mangelnder Testverfügbarkeit könnte es sein, dass es sich hier um eine Selektion besonders schwer kranker Patienten gehandelt hat. Auch wurde hier ein willkürlicher Auswertezeitpunkt gewählt, zu dem zahlreiche Patienten noch in stationärer Behandlung waren, deren Outcome noch nicht berücksichtigt wurde. Abseits dieser Einschränkungen zeigte sich aber:

  • Männer waren unter den hospitalisierten Patienten häufiger als Frauen. Das Durchschnittsalter war relativ hoch, dennoch betraf COVID-19 alle Altersgruppen. Erstaunlich ist in diesem Kollektiv die vergleichsweise geringe Häufigkeit von Fieber, die in anderen Kollektiven regelmäßig bei zwischen 60 und 70 % der Patienten gefunden wird.
  • Die Gesamtletalität nahm mit zunehmendem Lebensalter zu, dennoch war sie auch bei Patienten unter 65 Jahren noch beträchtlich.
  • Unter beatmeten Patienten über 65 Jahren ist die Rate tödlicher Ausgänge erschreckend hoch, aber auch bei jüngeren Patienten ist sie mit über 75 % sehr hoch. Dies wirft Fragen hinsichtlich der Wirksamkeit der mechanischen Beatmung auf, mit der man offenbar nur einen kleineren Teil der Patienten retten kann.