Das Vorsorge­prinzip spricht im Zweifels­fall für das Tragen von Mund-/​Nasen­schutzen

Ergänzung zu Strategien der Eindämmung/​Mund-/Nasenschutz: Was dafür spricht

Das British Medical Journal veröffentlichte am 9.4.2020 einen Analysebeitrag von Trisha Greenhalgh et al. (https://www.bmj.com/content/369/bmj.m1435) zum Thema des Tragens von Schutzmasken in der Öffentlichkeit, den wir aus zweierlei Gründen für beachtenswert halten.

Zum einen haben sich die Autoren mit dem gesamten Für und Wider einer solchen Maßnahme anhand der in dem Beitrag zitierten Schlüsselliteratur intensiv auseinandergesetzt. Zum anderen kommen sie aber auch zu einer Schlussfolgerung bzw. Empfehlung, nämlich der, in dieser wissenschaftlich ungelösten Frage dem ethischen „Precautionary Principle“, also dem Vorsorgeprinzip zu folgen und das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit zu empfehlen, auch wenn der Effekt möglicherweise nur gering ist, denn ein Abwarten des wissenschaftlichen Beweises der Wirksamkeit verbiete sich in der jetzigen Lage.

Wenn auch der Beitrag in seinem Grundtenor überzeugend ist, so vermeiden die Autoren doch eine Festlegung auf die Art der Schutzmasken, die empfohlen werden sollen, und sie sprechen nicht von einer Pflicht, sondern nur von „encourage“, wenn es darum geht, welche Maßnahmen die Verantwortlichen veranlassen sollen. Hier ist allerdings einzuwenden, dass das Tragen von einfachen Mund-/​Nasenschutzen, die nun in regierungsamtlichen Verlautbarungen auch als „Alltagsmasken“ bezeichnet werden, in der Öffentlichkeit seine volle Effektivität nur entfalten kann, wenn es alle tun, was durch eine Tragepflicht am besten sichergestellt werden könnte. Wenn es um zertifizierte Schutzmasken zum Eigenschutz geht, würde eine Empfehlung genügen. Aber Letzteres dürfte in Deutschland augenblicklich wegen der Verfügbarkeits-Situation gar nicht in Frage kommen.